Informatikstudium - eine sichere Zukunftsperspektive?
Ein abgeschlossenes Studium zählte zu meiner Studienzeit in den 80er Jahren noch als beinahe sichere Voraussetzung für gehobenes Einkommen und geringes Risiko, dauerhaft arbeitslos zu werden, selbst in geisteswissenschaftlichen Fächern. Für Fächer wie Informatik galt das allemal.
Doch die Zeiten ändern sich. Leider.
Man könnte meinen, dass in einer Zeit, die nicht zu unrecht als Informationszeitalter bezeichnet wird, ein erfolgreich abgeschlossenes Studium der Informatik zu besten Chancen am Arbeitsmarkt führen würde.
Doch dem ist nicht immer so.
Strebt man nicht die Risiken der Selbständigkeit an, sondern ein vergleichsweises sicheres Angestelltenverhältnis, dann steht der diplomierte Informatiker vor dem Problem, dass diese sicheren Stellen überwiegend in großen Unternehmen zu finden sind, hier ist die Konkurrenz allerdings groß, vor allem die interne.
Viele Aufträge, die man üblicherweise diplomierten Informatikern zuweisen würde, werden dort längst und nicht nur ausnahmsweise von Mitarbeitern ausgeführt, die sich privat in Sachen Informationstechnologie sehr gut fortgebildet haben, von Mitarbeitern, denen dieses Thema zu einer Art persönlichem Steckenpferd geworden ist. Diese Mitarbeiter sind für das jeweilige Unternehmen aber oft hilfreicher und vor allem billiger als ausgebildete Informatiker, sie kennen ihr Unternehmen und die jeweiligen Herausforderungen sehr viel besser als ein extern Eingestellter.
Hinzu kommt die Erfahrung, dass der ausgebildete Informatiker oft weniger in der Lage ist, die konkreten Aufträge qualitativ hochwertig und vor allem zeitnah zu bearbeiten als der Hobbyinformatiker in der eigenen Firma mit langer Betriebserfahrung, denn oft beginnt erst mit Abschluss eines Studiums die eigentliche Lehr- und Bewährungszeit. Außerdem greifen Unternehmen in Zeiten hoher Fluktuation von Rationalsierungsmaßnahmen vor Neueinstellungen lieber auf einigermaßen qualifizierte interne Mitarbeiter zurück. Die Chancen für Informatiker stehen heute nicht viel besser als in vielen anderen diplomierten Berufsgruppen.
Man kann als Informatiker in großen Unternehmen um die wenigen gut bezahlten und vergleichsweise sicheren Stellen oft nur bei den Konzernzentralen buhlen oder aber man muss zusätzliche und vor allem gefragte Qualifikationen nachweisen können: Projekterfahrung, Führung und leitende Aufgaben usw.
Ich will kein unrealistisch düsteres Bild zeichnen, aber man kann nur jedem Informatikstudenten empfehlen, bereits während des Studiums entsprechende Erfahrungen in wichtigen Unternehmen zu sammeln.